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  • AutorenbildPatrick Meyn

Wenn die Lavendelblüte sich dem Ende neigt...

...bereiten sich die Bienen endgültig auf den Winter vor.



Der Zeitraum von Anfang/ Mitte Juli bis Mitte September ist eine der eher kritischen Phasen im Bienenjahr. In unserer Imkerei ernten wir spätestens Mitte Juli den Sommerhonig.


Dieses Jahr war es bereits am 04. Juli so weit. Da wir damit relativ früh dran waren und die Bienen in den Gärten Bergen-Enkheims, im Vilbeler Wald und im Enkheimer Ried noch genügend Futter finden konnten, mussten wir nicht allzu viel zufüttern. Zudem haben wir rund die Hälfte des Sommerhonigs in den Völkern belassen, sodass die Bienen etwa zur Hälfte auf eigenem Honig überwintern können. Das kostet Ertrag, aber die Bienengesundheit ist es uns wert.


Gleichwohl geht mit der Entnahme von Honig zwangsläufig eine Reduktion der Wintervorräte der Bienen einher. Daher wird nach der Sommerernte zugefüttert. Es gibt unterschiedliche Methoden, die jeweils von den äußeren Umständen wie Jahreszeit und Witterung abhängen. Wir haben in diesem Jahr mit einer speziellen Zuckerlösung gefüttert.



Die Zuckerlösung wird in die weißen Boxen gegeben, die auf den Bienenstöcken zu sehen sind. So können die Bienen gefüttert werden, ohne dass der Stock geöffnet werden muss, was den Stress für die Bienen reduziert.


Die Zuckerlösung ist so zusammengesetzt, dass sie von den Bienen schnell abgenommen und im Bienenstock in leeren Waben eingelagert werden kann. Auf diese Weise bleibt den Bienen mehr Zeit für die weiteren im Hoch- und Spätsommer anstehenden Aufgaben, die nachfolgend beschrieben sind.


Drohnenschlacht

Eine Maßnahme, um den Futterverbrauch im Volk zu verringern und so zur Sicherung des Wintervorrats beizutragen, ist die Verbannung der männlichen Bienen, "Drohnen" genannt, aus dem Bienenstock. Sie haben ihre Aufgaben für dieses Jahr erledigt und werden von den Bienen konsequent und rücksichtslos im Bienenstock vom Futter abgedrängt, am Flugloch nicht mehr in den Stock gelassen und, wenn erforderlich, auch abgestochen. Dieses als "Drohnenschlacht" bezeichnete Ereignis findet von Ende Juli bis meist Mitte/ Ende August statt. Zwei kurze Videosequenzen hierzu sind auf unserem Instagram-Account unter folgendem Link abrufbar: https://www.instagram.com/p/CCjeP2QnnwT/


Verteidigung gegen Futterdiebe

Am Flugloch müssen die Bienen nicht nur verhindern, dass die Drohnen zurück in den Bienenstock gelangen, sondern auch explizite Futterdiebe abwehren. Diese treten überwiegend in Form von Wespen und Bienen aus fremden Bienenstöcken in Erscheinung. Diese Kämpfe lassen sich ebenfalls beobachten, jedoch war es uns (glücklicherweise) in diesem Jahr nicht vergönnt, diese auf Video zu bannen, da die Verteidigung so effektiv war, dass es zu keinen Kämpfen kam, wenn wir an den Bienenstöcken gearbeitet haben. Die Bienen kann man bei der Verteidigung unterstützen, indem man das Flugloch auf eine sehr geringe Größe reduziert. Durch eine kleine Tür kommt man eben schwerer rein als durch eine große.


1. Behandlung gegen die Varroamilbe

Vor oder nach der Fütterung erfolgt, je nach Witterung und Varroabelastung, eine erste Behandlung gegen die Varroamilbe. Jetzt geht's kurz im Konjunktiv weiter: Hätten wir eine signifikante Belastung mit Varroamilben bei den Bienenvölkern festgestellt, hätten wir diese mit 60 prozentiger Ameisensäure behandelt. Offenbar kamen genug (beeinflussbare und nicht beeinflussbare) positive Faktoren zusammen, dass wir bei unseren Völkern bislang keine bedeutsame Belastung mit Varroamilben feststellen konnten. Eine gesparte Varroabehandlung bedeutet erheblich weniger gestresste und belastete Bienen, was die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Futterdiebe zusätzlich fördert.


Eine zweite Behandlung würde bei Bedarf im September erfolgen, bevor die Bienen dann bis Jahresende vollständig in Ruhe gelassen werden.


Um festzustellen, wie hoch die Varroabelastung ist, gibt es unterschiedliche Methoden. Eine der schonendsten und daher von uns praktizierten Analysemethoden ist die sogenannte Gemülldiagnose. Hierzu wird für wenige Tage ein Brett unter den nur mit einem Gitter und ansonsten offenen Boden der Bienenstöcke geschoben. In diesem Zeitraum von den Bienen abfallende Varroamilben können im Anschluss gezählt werden, um die Belastung im Volk abzuschätzen. Auf dem nachfolgenden Foto sind keine Milben, dafür aber die anderen Dinge zu sehen, die nach und nach aus dem Stock herausfallen, wie Wachsdeckel der Brutzellen von geschlüpften Jungbienen oder Pollen, der den Bienen verloren gegangen ist.



Die Varroabehandlung ist zwar keine Aufgabe der Bienen, sie ist allerdings für das Volk belastend und kommt daher als Umstand im Hoch- und Spätsommer erschwerend für die Bienen hinzu.


Aufzucht der Winterbienen

Parallel zu den anderen Aufgaben müssen die Bienen Ende August mit der Aufzucht der Winterbienen beginnen. Diese leben mit etwa 5-6 Monaten etwa vier Mal so lang wie die weiblichen Sommerbienen, die sich nach etwa 6 Wochen Lebenszeit zu Tode gearbeitet haben. Die lange Lebenszeit der Winterbienen ist die Voraussetzung dafür, dass das Bienenvolk durch die Winterzeit kommt, in welcher es nur von den Vorräten zehren kann, die bis Mitte September angelegt wurden.


Die eingangs erwähnte Kritikalität des Zeitraums von Anfang/ Mitte Juli bis Mitte September rührt daher, dass die aufgeführten überlebenswichtigen Tätigkeiten in diesem Zeitfenster erstens parallel bearbeitet und zweitens abgeschlossen werden müssen. Verpasste Aufgaben können witterungsbedingt im Herbst und Winter nicht nachgeholt werden.


Es ist jedes mal ein großartiges Gefühl, wenn die Bienen nach Abschluss aller Aufgaben mit viel Futter und guter Volkstärke eingewintert sind.

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